Grünflächen zur Verbesserung der Gesundheit

Seit langer Zeit ist bekannt, dass sich der Aufenthalt in natürlicher Umgebung positiv auf die menschliche Gesundheit auswirkt. Auch heute ist dieser Zusammenhang nach wie vor aktuell. Doch heutzutage gibt es andere und neue Störungen für die Gesundheit – und das erfordert innovative Lösungen und Maßnahmen.

Eine natürliche Umgebung ermuntert die Menschen zu körperlicher Betätigung. Sie animiert zum Knüpfen sozialer Kontakte und bietet Erholung für Körper und Geist. In unserer heutigen urbanen Hektik bleibt allerdings nur noch wenig Zeit und Gelegenheit zu Ausflügen in die freie Landschaft. Dennoch zieht es immer mehr Menschen in die Städte, und gleichzeitig nimmt die Flächenversiegelung stetig zu. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat festgestellt, dass das Fehlen von nahegelegenen Grünflächen für die tägliche Erholung die Gesundheit und das Wohlbefinden beeinträchtigt. Die WHO fordert daher von den kommunalen Verwaltungen, diese Erkenntnisse in den Planungen zu berücksichtigen. Nach dem Salutogenese-Modell ist Gesundheit nicht als Zustand, sondern als Prozess zu verstehen. Es sind detaillierte Kenntnisse über Planung, Anlage und Verwaltung von Grünflächen erforderlich, damit diese Erkenntnisse in der Grünplanung entsprechend interpretiert werden können. Empirische Untersuchungen, sowie allgemeine Planungsgrundlagen und -kenntnisse reichen längst nicht mehr aus.

Mut, Inspiration und Orientierung

Bei der Planung von Grünanlagen müssen heute Faktoren berücksichtigt werden, die in der Vergangenheit nicht oder kaum relevant waren. Das erfordert mehr Praxisorientierung und Flexibilität von den Planern und Entscheidungsträgern. Viele Kommunen fragen nach allgemein verbindlichen Richtlinien für die Anlage eines Stadtparks mit dem Ziel, die körperliche Betätigung der Einwohner zu fördern. Besser wäre allerdings, eigene Untersuchungen durchzuführen. So könnten die Menschen vor Ort nach ihren konkreten Wünschen und Bedürfnissen befragt werden, um dann zielgerichtet Grünanlagen zu planen. Unterschiedliche Bevölkerungsgruppen haben unterschiedliche Anforderungen. Besonders die Bedürfnisse schwächerer Gruppen, wie zum Beispiel von Kindern, Jugendlichen oder Senioren, werden häufig nicht berücksichtigt. Die frühzeitige Einbindung aller Betroffenen in die Planung stellt sicher, dass die Grünanlage nicht an den Anliegen der Menschen vorbei geplant wird. Die Erfahrung lehrt außerdem, dass Grünanlagen, die mit der Bevölkerung geplant wurden, weit weniger von Vandalismus betroffen sind.

Es muss auch nicht immer eine neue Anlage sein. In vielen Städten gibt es Grünanlagen, die in Vergessenheit geraten sind und allmählich verfallen. Hier sollte geprüft werden, wie die bestehende Substanz sinnvoll genutzt werden kann. Mit diesen Reaktivierungen können daraus Grünanlagen gemacht werden, die tatsächlich von den Menschen genutzt werden und die damit zur besseren Gesundheit der Stadtbewohner beitragen können. Bürgerbeteiligung ist auch bei der Planung und Anlage von Friedhöfen erfolgreich. Muss ein Friedhof wie der andere aussehen oder kann ein mit neuen Ideen gestalteter Friedhof nicht viel besser den Trauerprozess der Hinterbliebenen unterstützen? Mut zu Neuem, Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen und Inspiration durch die Wünsche der Nutzer sind das Rezept für Grünanlagen, die ihrer Bestimmung in jeder Hinsicht gerecht werden.

Gespräche und Bewegungen im Park

Das Ergebnis der Studie ist eine umfassende und systemische Betrachtungsweise der positiven Effekte urbaner Grünanlagen. Neben den hinlänglich bekannten Ergebnissen zur Luftverbesserung und Temperatursenkung wirkt sich die Vegetation städtischer Grünflächen grundsätzlich wohltuend auf die menschliche Physis und Psyche aus. So wurde unter anderem nachgewiesen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Grünanlagen in Wohnnähe und Übergewicht bei Kindern gibt. Ebenfalls wird die Beweglichkeit älterer Mitbürger durch die Verfügbarkeit eines Stadtparks in Wohnungsnähe positiv beeinflusst. Grünflächen sind Naturräume und damit ideal für Freizeitaktivitäten oder auch zur Pflege sozialer Kontakte. In stärker begrünten Stadtteilen ist die Kriminalitäts- und Vandalismusrate niedriger. Grünanlagen, und seien sie noch so klein, schaffen eine angenehme Atmosphäre für Gespräche – und Gespräche sind wichtig für soziale Beziehungen. So fördern Grünflächen auch nachbarschaftliche Beziehungen und gemeinsame soziale Aktivitäten der Einwohner eines Wohnviertels.

Grün gegen Stress und Angst

Viele Menschen werden heutzutage von Stress und Ängsten geplagt. Überfüllte Städte, hohe Temperaturen, ein permanent hoher Lärmpegel, schlechte Luftqualität – alles das führt zu geistiger Ermüdung und hat eine direkte Beziehung zu Aggression und Gewalt, was wiederum weiteren Stress und neue Ängste hervorruft. Eine Zugangsmöglichkeit zur Natur, zum Beispiel in Form eines Stadtparks, entschärft diese gesundheitsschädigenden Faktoren. Einige Wissenschaftler fordern sogar, dass Pflanzen zur Genesung der Patienten im Krankenhaus, zur Behandlung kindlicher Hyperaktivität oder ganz allgemein für eine gute Entwicklung der Kinder eingesetzt werden sollen.

Die Studie der Plante et Cité bestätigt den positiven Einfluss von Pflanzen auf die Gesundheit, die Wohnsituation und damit auf das allgemeine Wohlbefinden in urbanen Gebieten. Die Anlage städtischer Grünflächen zur Verbesserung der Lebensqualität der Einwohner ist eine komplexe Aufgabe – aber es ist auch eine politische Herausforderung, weil sie nicht zuletzt die Erwartungen der Städter in ganz Europa erfüllt.

„Vitamin G“ für eine lebenswerte Umwelt und die Gesundheit

Seit jeher sind die Menschen davon überzeugt, dass eine natürliche grüne Umgebung positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Dennoch gab es nur wenige Studien und Untersuchungen, die eine direkte Verbindung zwischen einer begrünten Umgebung und der menschlichen Gesundheit exakt nachwiesen. Eine Gruppe niederländischer Wissenschaftler hat sich dieses Themas angenommen und von 2005 bis 2010 den Zusammenhang untersucht. Der Titel dieser Studie lautet “Vitamin G”, wobei das “G” für Grünfläche steht.

Grün motiviert – aber nicht zum Sport

Die Studie verfolgte drei Ziele:

  1. Untersuchung des Zusammenhangs von Größe und Qualität der Grünanlage zur Gesundheit der Menschen in deren Nachbarschaft.
  2. Die Bedeutung möglicher Mechanismen des vorgenannten Zusammenhangs auf Stressreduktion, körperlicher Aktivität und sozialer Integration.
  3. Die Übertragung der Ergebnisse in Verfahrensweisen zur Planung und für die Gesundheitspolitik.

Die Ergebnisse der “Vitamin G”-Studie zeigen, dass Menschen, die in einem grünen Umfeld leben, seltener zum Arzt gehen und sich insgesamt gesünder fühlen. Außerdem sind diese Menschen weniger anfällig für Stressbelastungen aber offener für soziale Kontakte, was zusätzlich zur besseren Gesundheit beiträgt. Zumindest die erwachsenen Städter lassen sich allerdings auch durch Grünflächen in ihrer Wohnumgebung nicht zu mehr sportlichen Aktivitäten im Freien animieren. Vor allem ein von Grün geprägtes Straßenbild erscheint den Menschen aber bedeutend.

Antworten und offene Fragen

Die Studie hat somit nachgewiesen, dass urbane Grünflächen kein Luxus sind, sondern ein wichtiges Mittel zur Steigerung und Erhaltung der Gesundheit sowie zur Stärkung des sozialen Gefüges. Der Planung und Anlage städtischer Grünflächen sollte somit eine zentrale Position in der Gesundheitspolitik einnehmen. Wenngleich “Vitamin G” Antworten auf viele Fragen gefunden hat, bleiben doch noch einige Aspekte, die weiterer Forschung bedürfen. So ist zum Beispiel noch nicht deutlich, ob die Verbindung von Grünflächen und Gesundheit in allen Ländern gleich ist. Ebenfalls noch nicht restlos geklärt sind auch die Fragen, welche Arten von Grünflächen die besten Ergebnisse zeigen und wie viel Grün überhaupt nötig ist, um optimalen Einfluss auf die Gesundheit erzielen zu können.

Lesen Sie hier mehr über Grün in der Stadt auf www.die-gruene-stadt.de

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