Wie werden unsere Städte der Zukunft aussehen? Graue, düstere Betonwüsten? Von der Natur zurückeroberte, überwucherte Gebäude in Städten, die für uns nicht mehr bewohnbar sind? – Oder schaffen wir es, im Einklang mit der Natur grüne Städte der Zukunft zu entwickeln?

Grün in Städten trägt dazu bei, die Lebensqualität zu verbessern. Durch Bäume und andere Pflanzen wird Feinstaub aus der Luft gefiltert, Lärm vermindert und die Temperatur in den Städten verringert – auch auf unsere psychische Gesundheit haben Bäume einen positiven Einfluss. Eine grüne Stadt der Zukunft zu entwickeln ist also aus zahlreichen Gründen erstrebenswert. In einigen Städten lassen sich bereits heute erste Ansätze erkennen.

Kreative Visionen

Einige Ansätze, wie eine solche grüne Zukunftsstadt aussehen könnte zeigt diese Bilderserie von N24.

Besonderer Fokus der Serie liegt auf den Entwürfen des belgischen Architekten Vincent Callebaut, der mit seinem utopischen Konzept „2050 Paris Smart City“ verschiedene Lösungen für die Stadt der Zukunft präsentiert. Der Fokus des Entwurfes liegt auf den Bereichen Ökologie und Nachhaltigkeit.

Für die Vermeidung von Treibhausgasen wurden „Photosynthese-Türme“ entworfen – vertikale Parks. Die Fassade der Türme speichert Algen, welche C02 in Biomasse umwandeln. Ein ähnliches Prinzip kommt bereits heute beim BIQ in Hamburg zum Einsatz. Die in der Fassade befindlichen Algen sorgen dafür, dass sich das Haus selbst mit Energie versorgen kann. Mithilfe der Sonneneinstrahlung betreiben die Algen Photosynthese und können so wachsen und sich vermehren. Die geernteten Algen erzeugen dann in einer Biogasanlage Strom. So kann das gesamte Haus vollständig mit Strom versorgt werden. Es reicht sogar aus, um Energie an Nachbarhäuser zu liefern.

Gebäude mit begrünten Balkonen in der Mitte des Gebäudes

Ein weiterer Ansatz von Callebaut ist ein „ökologische Korridor“, der von begrünten Türmen umgeben ist und den Smog der Stadt reduziert. Auch für die integrierte Gewinnung von Strom werden weitere Lösungen vorgestellt. Bepflanzte Bambustürme mit integrierten Windkraftanlagen oder einer begrünten und bewohnbaren „Turm-Brücke“, in der ebenfalls Wind- und Wasserkraftwerke integriert werden, sind zwei Lösungsansätze, die die Stromgewinnung berücksichtigen.

Auch das Thema Energiesparen wird in den Vorschlägen berücksichtig. Die „Honeycomb-Türme“ setzen auf das Honigwaben-Prinzip. Durch diese Bauweise kann eine hohe Stabilität mit geringem Gewicht erreicht werden – die hexagonale Form sorgt für optimale Raumnutzung. Die einzelnen Wohneinheiten sind energetisch miteinander verbunden.

Mit den von asiatischen Steinhaufen inspirierten „Farmscapers-Türmen“ soll die Landwirtschaft in die Stadt integriert werden.

Große Städte speichern Wärme und können diese nicht gut ableiten. Es entstehen Hitzeinseln. Dieses Problem wird durch die „Mountain-Türme“ angegangen, bepflanzte Türme, welche über die Hausdächer hinausragen und die Stadtluft abkühlen.

Holz als dominierendes Material

Tendenzen zu einer ökologischen Architektur – wenn auch nicht so komplex wie die Entwürfe von Callebaut – sind bereits heute im Einsatz. Das dominierende Material ist dabei Holz. Im Gegensatz zu Baumaterialien, wie Stahl und Beton, hat Holz das Potential CO2 zu speichern und einzulagern. 2019 wurden mit dem norwegischen Mjøstårnet (85,4 m, 18 Stockwerke) und dem HoHo Wien (84 m, 24 Stockwerke) die beiden größten Holzhochhäuser der Welt fertiggestellt.

Wege zur Stadt der Zukunft

Eine Vision für die Stadt der Zukunft hat auch das Umwelt Bundesamt: umweltschonende Mobilität, wenig Lärm, grün, kompakt und durchmischt. Um diese Vision zu erreichen werden 15 Bausteine vorgestellt. Neben kurzen Wegen, funktionsdurchmischten Gebieten und der Entwicklung weg vom privaten PKW, hin zu bezahlbaren, barrierefreien und elektrischen öffentlichen Verkehrsmitteln, spielt auch in dieser Vision für die Zukunft urbanes Grün eine wichtige Rolle.

Rotes Gebäude, das mit grünen Pflanzen bewachsen ist

In den Städten soll ein grünes Umfeld geschaffen und bewahrt werden. Grün- und Erholungsflächen sollen für jeden durch kurze Fußwege erreichbar sein. So wird eine hohe Lebensqualität für Wohnen und Arbeiten geschaffen. Neben öffentlichem Grün in Parks, auf Plätzen und entlang der Straßen sollen auch Gebäude Grün eingebettet sein. Graue Betonfassaden weichen bepflanzten Dächern und Fassaden, welche das Umfeld verschönern und in den Sommermonaten zusätzlich einen kühlenden Effekt haben.

Es werden Anreize zur Bewegung geschaffen und es entsteht ein besseres Mikroklima, das die Gesundheit fördert.

Die Nähe zu Erholungsflächen in der Stadt vermeidet zudem Fahrten in das ländliche Umland. Man muss die Stadt nicht zwangsläufig verlassen, um die Natur genießen zu können.

Stadtgrün unterstützt den Baustein „Mehr Platz für Begegnung und Miteinander“. Es werden Räume geschaffen für Erholung, Begegnungen und Kommunikation.

Die ausführlichen Beschreibungen aller einzelnen Bausteine findet ihr hier.

Mehr grüne Städte für Europa

Für grüne Städte der Zukunft, setzt sich auch die Kampagne „Mehr grüne Städte für Europa“ ein. Die Kampagne soll das Thema Stadtgrün fördern und die Verantwortlichen in ganz Europa für umweltbewusste Stadtentwicklung begeistern und vernetzen. Initiiert wurde die vorerst auf drei Jahre angelegte Kampagne vom europäischen Baumschulverband ENA (European Nurserystock Association). Der Bund Deutscher Baumschulen repräsentiert Deutschland bei diesem Projekt. Weiter Teilnehmerländer sind Belgien, Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, die Niederlande, Polen, Portugal, Ungarn, sowie Schweden.

Um in der Zukunft von grünen Städten profitieren zu können, müssen wir aber bereits in der heutigen Planung Bäume und andere Bepflanzungen berücksichtigen, denn ein Baum braucht Zeit zu wachsen und stellt spezielle Ansprüche an seine Umgebung, die eingeplant werden müssen Die Kampagne stellt sechs Themenschwerpunkte vor, die die Vorteile von Stadtbäumen verdeutlichen:

1. Gesundheit
Es ist keine neue Erkenntnis, dass Bäume nicht nur schön aussehen, sondern auch unsere physische und psychische Gesundheit fördern und so unsere Lebensqualität fördern. Bäume schaffen ein besseres Mikroklima, sorgen für bessere Genesung bei Krankheit und schaffen einen Anreiz zur Bewegung, was gerade unserem Alltag, der durch viele sitzende Tätigkeiten geprägt ist, zugutekommt.

2. Wirtschaft
Baumpflanzung und -pflege scheinen zunächst einmal unattraktive, wirtschaftlich nicht sinnvolle Ausgaben zu sein. Allerdings sollten nicht nur die kurzfristigen Kosten, sondern auch langfristige Vorteile und damit Kostenersparnisse in die Kalkulation einfließen. Bäume steigern die Attraktivität von Städten, erhöhen die Lebensqualität und sorgen für saubere Luft. Das wirkt sich unter anderem positiv auf die Zufriedenheit der Bewohner aus. Auch können Bäume beispielsweise durch ihre kühlende Funktion Kosten für Anlagen zur Kühlung mindern.

Bosco Verticale in Mailand, vollständig bepflanzte Häuser

3. Klima
Für das Klima leisten Bäume bereits heute einen wichtigen Beitrag. Mit Hilfe von Stadtgrün können durch Klimaveränderung entstehende witterungsbedingte Schäden vermindert – oder sogar vermieden werden. Bei Regen kann ein bepflanzter Boden beispielweise mehr Wasser aufnehmen als versiegelte Beton oder Asphaltflächen.

4. Biodiversität
Je mehr unterschiedliche Pflanzen- und Tierarten es in einem Gebiet gibt, desto höher ist die Biodiversität und desto ausgeglichener ist auch die Natur. Durch die Erhaltung und gezielte Pflanzung unterschiedlicher Bäume werden mehr Lebewesen, wie Insekten und Vögel, angezogen und so die Biodiversität gestärkt.

5. Sozialer Zusammenhalt
Natur sorgt dafür, dass sich Menschen in ihrer Umgebung besser, sicherer und wohler fühlen. Parks und Naherholungsgebiete bieten den Menschen einen Raum für Erholung und soziale Interaktion.

6. Praktische Tipps
Wie sollten Grünflächen angelegt werden? Welche Pflanzen sind geeignet? Und wie wird die richtige Baumart und -größe gewählt? – Die Kampagne liefert dazu und zu weiteren Fragen hier praktische Tipps und Antworten.

Fazit

Für Grüne Städte der Zukunft gibt es zahlreiche und unterschiedliche Ansätze. Doch in einigen Punkten sind sich alle einig: Begrünung ist für die Städte unserer Zukunft unabdingbar und sollte so viel und vielfältig wie möglich eingesetzt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir bereits heute bei der Planung von Städten den gezielten Einsatz der Natur miteinbeziehen.

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