Entlang der Schiene
Die Lösung aller Probleme
Schöner Wohnen
Eine neue Mobilität
Farbe Grün
Mit den bereits bestehenden umliegenden Parkanlagen bildet sich ein umfangreiches grünes Netzwerk. Zwei besondere Projekte stechen dabei nochmal heraus: Der „Parque Central“ ist eine neuer Park, der auf dem Bahnübergang von Chamartín entsteht. Er stellt die direkte Verbindung der bisher von den Schienen durchtrennten Stadtteile her. Mit einer Fläche von 13 Hektar ist er ein Naherholungsgebiet, das Menschen aus der ganzen Stadt anlocken soll. Einzigartig macht ihn sein besonderes Landschaftsdesign, eingebettet zwischen Geschäftsviertel und dem Bahnhof Chamartín. Entlang der Hauptverkehrsadern, die aus der Stadt führen, entsteht eine grüne Lunge. Ein Parkstreifen, verbunden mit vielen weiteren Grünflächen des Stadtviertels. Er stellt eine natürliche Verbindung der Stadt zu den Hügeln am Stadtrand dar. Die Straßen werden ebenfalls begrünt. Alleen und bepflanzte Mittelstreifen verbessern das städtische Klima und helfen auch die Stickstoffdioxidkonzentration entlang der Straßen zu reduzieren. Darüber hinaus sind die meisten Gebäude und Dächer selbst begrünt. So trägt die bebaute Fläche trotzdem zum Mikroklima bei, verbessert aber auch die energetischen Eigenschaften der Häuser. Dachgärten wirken zusätzlich isolierend. Im Sommer senken Pflanzen spürbar die hohen Temperaturen, die ein Dach aufnimmt und wieder abstrahlt und an kalten Tagen dient die Vegetation als Puffer und verringert die Auskühlung. Außerdem ist ein gemeinschaftlicher Dachgarten ein Ort der Begegnung für die Bewohner und leistet somit auch einen sozialen Beitrag.
Grün ist also die dominierende Farbe von Madrid Nuevo Norte.
Im Fokus der Kritik
Wie bei jedem Bauprojekt und erst recht dieser Größenordnung ist Madrids Neuer Norden umstritten. Das fing schon bei Beginn der ursprünglichen Planung in den 90er Jahren an und erstreckt sich bis heute. Gegenstand der Kritik sind unter anderem die immensen Kosten, die im Laufe der Bauzeit voraussichtlich weiter steigen werden, und die Nutzungsaufteilung. Stand heutiger Planung werden 60 % der zu bebauenden Fläche für Dienstleistungen vorgesehen, sprich Büros, Praxen, Hotels und Restaurants. Dagegen steht nur rund ein Drittel für Wohnraum zur Verfügung. Doch es scheint, als wäre gerade der Wohnungsmarkt Madrids größtes Problem. Lange wurde auch über die Rate an bezahlbaren und sozialgeförderten Wohnungen, welche im letzten Schritt auf 20 % erhöht wurde, gestritten. Dem gegenüber stehen aber 80 % im hochpreisigen Sektor. Nur wenige werden sich einen Umzug dorthin leisten können. In der Konsequenz ist ein wenig sozialdurchmischtes Viertel zu befürchten, das die Wohnungsknappheit noch verschärfen kann. Die Schaffung neuer und gewiss auch notwendiger Arbeitsplätze kann den Druck auf andere Bereiche der Stadt erhöhen, die durch Zuzug schon jetzt aus allen Nähten platzen.
Ebenfalls zu beachten ist die Versiegelung des Projektgebiets. Zwar entledigt man sich auch vieler Hindernisse und störenden Altlasten, wie Teilen der Gleisanlage und Parkplätzen, doch das allermeiste Bauland besteht aus Brachflächen, die der Natur abgerungen werden. Die Schaffung neuer Parkanlagen und Begrünungen vermag das nicht vollumfänglich aufzufangen. Dennoch sucht man hier den Kompromiss zwischen Natur und Stadt, der wichtig und nötig ist. Verschiedene Bürgervereine, Naturschutzverbände und Aktivisten protestieren gegen Madrid Nuevo Norte und überschütten das Rathaus mit über 3.200 Beschwerden und Klagen. Bis über diese entschieden ist, verschiebt sich der Bau bis frühestens Ende 2020. Zwar gibt es noch keine offiziellen Informationen dazu, doch ist zu erwarten, dass die Corona-Krise, die besonders Madrid schwer getroffen hat, einen weiteren Aufschub erwirken wird. Ab Baubeginn erfolgen die Maßnahmen dann etappenweise. Mit der Fertigstellung ist laut Zeitplan nicht vor 2037 zu rechnen.
Bis zur Vollendung bleibt also noch viel Zeit, die zeigen muss, ob sich Madrid Nuevo Norte den Menschen der Stadt als nützlich erweist. Denn letztendlich sind Städte ein Lebensraum von und für Menschen.